Sei du die Frau mir…

Über Kleists Leben im Allgemeinen haben wir ja schon berichtet:

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Aber da gibt es natürlich noch unzählige Dinge, die einen neugierig machen! Wie war das z.B. mit Kleists sexueller Verwirrung?

Bis heute wird über die sexuelle Orientierung von Kleist diskutiert. Zwar war er mit einer Frau verlobt, aber er schrieb sehr eindeutige Briefe an seinen besten Freund Ernst von Pfuel, in denen er von ihm schwärmt.


„Dein kleiner, krauser Kopf, einem feisten Halse aufgesetzt, zwei breite Schultern, ein nerviger Leib, das ganze ein musterhaftes Bild der Stärke . . . ich hätte bei Dir schlafen können, Du lieber Junge; so umarmte Dich meine ganze Seele! Ich habe Deinen schönen Leib, oft, wenn Du in Thun vor meinen Augen in den See stiegest, mit wahrhaft mädchenhaften Gefühlen betrachtet“. Ich heirate niemals, sei [du] die Frau mir, die Kinder, und die Enkel!“


 

© Beitragsbild: http://www.heinrich-von-kleist.org/index.php?id=398

Ähnliche starke Gefühle finden sich auch in weiteren Briefen Kleists an zwei seiner Reisegefährten, Ludwig von Brockes und Friedrich Lose.

Da fragt man sich, wer zweifelt da überhaupt noch, wenn man sowas liest?

Kleist selbst schreibt früh, dass er nicht geeignet sei ein „normaler Ehemann“ zu sein. Er fühlt sich immer wieder von seiner Verlobten bedrängt und von Weiblichkeit bedroht und „flieht“ (indem er viel reist) – Am Ende löst er die Verlobung ganz. Auch in seinen Werken verarbeitet er seine eigene Unsicherheit bezüglich seiner sexuellen Orientierung.

Ob seine Männerfreundschaft auch Männerliebe gewesen ist, darüber ist man sich bis heute nicht sicher.

 

© Titelbild : https://www.dailydot.com/via/elliot-rodger-intimacy-masculinty-crisis/