Vom Papier bis auf die Bühne

Endspurt! Morgen ist die Premiere des „Käthchens“. Aber wie ihr beim Stöbern im Blog bestimmt bemerkt habt, passiert eine ganze Menge, bevor ein Stück überhaupt auf die Bühne kommt. Bei den vielen Terminen und Ereignissen ist es schwer, den Überblick zu behalten, und schließlich will jedes Gewerk des Theaters (zur Erinnerung: hier gibt’s einen Überblick) informiert sein und mitsprechen.

Deshalb gibt es bei Schauspiel und Oper oft eine Vorlaufzeit von einem Jahr und länger. Und so geht’s los:

Zuerst muss natürlich das Stück erst einmal ausgesucht werden. Das kann mal ein lang gehegter Wunsch von oben sein, mal ein Vorschlag eines Regisseurs. Dann wird ein ‚Team‘ zusammengestellt: Erste Besetzungs-Pläne, aber vielmehr Dramaturgie und Designer wie z.B. Lichtdesigner, Bühnen- und Kostümbildner. Sie tauschen sich über Assoziationen, Analysen und Stile des Stücks aus. Auf dieser Grundlage wird dann zuerst das Bühnenbild entworfen, während die Dramaturgie an einer Strichfassung arbeitet (zum Bühnenbildner).

Der fertige, vom Intendanten abgesegnete Entwurf wird schließlich der Technik-Abteilung und den Werkstätten vorgestellt. Bei diesem Treffen wird auch verhandelt: Wer macht was, was muss besorgt werden, wieviel wird das kosten und kann man etwas anders günstiger bekommen?

Der nächste große Termin ist für alle künstlerisch Beteiligten die ‚Bauprobe‘. Je nach Stück und Spielstätte findet die drei bis sechs Monate vor der Premiere statt. Manche Theater bauen ganze ‚Bauproben-Bühnenbilder‘, doch oftmals läuft das eher provisorisch. Wichtig ist der Maßstab 1:1, um sich der Größenverhältnisse und Probleme bewusst zu werden und Sichtlinien zu überprüfen. Jetzt macht sich auch der Kostümbildner ans Entwerfen.

Zwei Wochen später folgt dann die Werkstattabgabe für den Bühnenbildner. Dabei baut er auf Erfahrungen im Kulissenbau: Wie und wo kann eine Wand geteilt werden? Welche Transportmaße sollten beachtet werden – was passt in einen Aufzug oder durch das Seitenbühnen-Tor? Welches Gewicht darf ein Teil haben? Dabei werden die Budgets oft noch genauer detailliert.

Bis zum Beginn der Proben wird nun eifrig gebaut und gefeilt. Die Probephase beginnt mit der Konzeptionsprobe. Bis dahin wissen die Schauspieler meistens einfach nur, dass sie in einer Rolle besetzt sind. Erst jetzt werden ihnen vom Regisseur und dem künstlerischem Team Details zu Inszenierung und Charakter dargelegt, bevor das Stück einmal von den Schauspielern ‚gelesen‘ wird.

Der Probenplan wird in Abstimmung mit dem laufenden Spielplan von Regie-Assistenz und dem Disponenten des Theaters erstellt. Dabei gibt es verschiedene Proben: Einzel- und Ensembleproben, beim Musiktheater Sitzproben der Sänger mit dem Orchester, und bald stehen im Tutti die Bühnenproben mit fertigem Bühnenbild an.

Parallel arbeitet die Schneiderei an der Realisierung der Entwürfe des Kostümbildners, mit An- und Maskenproben. Etwa drei Wochen vor der Premiere trifft sich die Regie mit den Requisiteuren, je nachdem, wie groß die ‚Requisitenschlacht‘ werden soll.

Zwei Wochen vor der Premiere wird es richtig ernst: Die ‚Technische Einrichtung‘ steht an. Das fertige Bühnenbild wird zum ersten Mal auf der Bühne zusammengesetzt, Schleier und Vorhänge angebracht, Scheinwerfer richtig positioniert … das gesamte technische Equipment muss ran. Danach können die ersten Beleuchtungsproben, Spezialproben für z.B. die Pyrotechnik und die Durchlaufproben stattfinden. Um diese Zeit wird meistens dann ein Pressetermin über die Inszenierung geladen.

In der Woche vor der Premiere finden beiden Hauptproben und meistens am Tag vorher die Generalprobe statt. Diese Proben heben sich zum einen dadurch ab, dass sie mit dem gesamten Programm (Licht, Maske, Kostüm etc) ablaufen, zum anderen dadurch, dass es kein festgelegtes Ende gibt – alles muss einmal durchgespielt werden. Das kostet Nerven, vor allem wenn etwas so kurz vorher noch schief geht, aber am Ende klappt alles dann doch zum großen Auftakt: der Premiere.